Stottern oder nicht Stottern?

Es kann sein, dass Sie stotternde Schülerinnen und Schüler als solche gar nicht erkennen. Stotternde entwickeln individuell sehr unterschiedliche Strategien, damit ihre Sprech­behinderung nicht auffällt. Sie antworten z. B. nur mit einzelnen Wörtern statt im ganzen Satz, nutzen Füllwörter und Floskeln und zögern ihre eigentliche Antwort damit heraus. Sie geben eine bewusst falsche Antwort, um Wörter zu vermeiden, bei denen sie stottern müssen oder sie verschwinden genau dann auf die Toilette, wenn reihum vorgelesen werden soll ...

Dieses Verhalten zählt zu de Begleitsymptomen und ist ein enger Begleiter des eigentlichen Stotterns. Es charakterisiert betroffene Kinder und Jugendliche oftmals mehr als die Redeflussstörung selbst. Das macht es Ihnen als Lehrperson nicht leicht, ein Kind richtig einzuschätzen. Vielleicht habe Sie eher den Eindruck, es sei schlecht vorbereitet, verträumt, unkonzentriert, leistungsschwach oder schüchtern.

Begleitsymptome von Stottern können auch sichtbar sein, zum Beispiel Anspannung der Gesichtsmuskulatur oder Körperbewegungen, die fast wie Tics wirken können. Ob sichtbar oder unsichtbar, Begleitsymptome können stotternde Kinder und Jugendliche auch in der Schule extrem belasten, sich weiter verstärken und sogar zu einem sozialen Rückzug führen.

Antworten auf häufige Fragen


Was tun, wenn Ihr Schüler oder Ihre Schülerin stottert?

  • Brechen Sie das Tabu und sprechen Sie den Schüler / die Schülerin in einer ruhigen Situation und unter vier Augen auf das Stottern an.
  • Überlegen Sie gemeinsam, welche Bedingungen es der Schülerin / dem Schüler erleichtern könnten, angstfrei im Unterricht zu sprechen und sich zu beteiligen.
  • Regen Sie an, einmal gemeinsam mit den Mitschülerinnen und Mitschülern über Stottern zu sprechen. Auch ihnen fällt es leichter damit umzugehen, wenn sie darüber informiert sind und wissen, was Stottern ist bzw. was es nicht ist und welche Auswirkungen es haben kann.

Nachteilsausgleich bei Stottern

Grundsätzlich sollte angestrebt werden, dass sich stotternde Schüler und Schülerinnen soweit wie möglich am mündlichen Unterricht beteiligen. Die Gewährung eines Nachteilsausgleichs darf nicht dazu führen, dass sie pauschal von jeder mündlichen Beteiligung befreit oder ausgeschlossen werden. Je nach Schweregrad der Symptomatik, emotionaler Reaktion auf das Stottern (z. B. Sprechängste), Tagesform oder Sprechsituation muss es ihnen aber ermöglicht werden Ersatzleistungen zu erbringen.


Informationsset "Stottern und Schule"

Als Unterstützung für Lehrkräfte und Interessierte haben wir ein Informationsset entwickelt, das wir dank einer Förderung des BKK Dachverbandes kostenlos* zur Verfügung stellen können. Erhältlich über die Homepage der BVSS, Bereich Angebote/Infomaterial, Rubrik "Schule und Arbeit". Das Set umfasst:

  • 1 x Ratgeber-Buch "Stottern, Schule und Inklusion": Ein Ratgeber zur Unterstützung stotternder Schülerinnen und Schüler. 
  • 1 x Broschüre "Nachteilsausgleich für stotternde Schülerinnen und Schüler": Kompakte Information in A5.

In loser Folge veranstalten wir außerdem Online-Infoabende für Lehrkräfte und Eltern.


Stottern als Thema im Unterricht

Sie möchten das Thema Stottern mit Ihrer Klasse näher beleuchten? Oder planen Sie eine Unterrichtsstunde zum Themengebiet „Vielfalt/Diversity“? Dann setzen Sie dies doch am Beispiel der Sprechbehinderung Stottern um. Auch alle anderen Interessierten wie Sprachtherapeutinnen und -therapeuten oder Betroffene, die sich in der Aufklärungsarbeit an Schulen engagieren möchten, sind herzlich eingeladen, die hier von uns zur Verfügung gestellten Module zur Unterrichtsgestaltung zum Thema Stottern zu verwenden.
 

Stottern als Thema im Unterricht - Anleitung (bitte zuerst lesen)